Bei den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 demonsterieren tausende Menschen (auf der letzten Großdemo mit Menschenkette am 10.09. 70.000) aus Stuttgart und Umgebung, aber auch aus weiter entfernten Orten (z.B. Frankreich, Schweiz oder Mühlacker), friedlich und gewaltfrei gegen den Bau von S21, der den Abriss des Nordflügels, das Fällen von 282 uralten Bäumen im Schlossgarten, den Abriss von Jugendclubs, steigende Kosten usw. bedeutet.
Die Demonstranten wollen in erster Linie einen sofortigen Baustopp (=Moratorium), ein vernünftiges Gespräch zwischen Befürwortern und Gegnern und einen Volksentscheid in Baden-Württemberg (=Abstimmung aller Wahlberechtigten in BaWü) erreichen, der über den weiteren Verlauf des Großprojekts entscheiden soll.
Schon seit etwa einem Jahr finden jeden Montag in Stuttgart die sogenannten Montagsdemos statt. Sie beginnen um 18:00 Uhr, dauern eine Stunde und enden nach dem „Schwabenstreich“ (= eine Minute so viel Lärm wie möglich) um 19:01. Während dieser Zeit sprechen Politiker, Künstler und andere über die Risiken & Probleme von S21, immer wieder begleitet von lautem Beifall und Buhrufen der Menge. Im November 2009 startete die erste Montagsdemo mit 4 Leuten, am 13.09. fand die 43. mit über 16.000 S21-Gegnern statt.
Abgesehen von den regelmäßigen Montagsdemos finden auch immer wieder Großdemos statt, mit Demozügen, Menschenketten, Sitzblockaden und so weiter. Inzwischen gibt es neben den vielen Initiativen sogar eine Jugendoffensive gegen Stuttgart 21. Sie ist eine Anlaufstelle für jüngere S21-Gegner und Interessierte und veranstaltet auch selbst Demos und andere Aktionen.
Abgesehen davon sind die groß organisierten Demonstrationen, Bagger- und Baumbesetzungen nicht alles. Vor dem voll behängten Bauzaun am Nordflügel findet sich zu jeder Zeit die Torwache, an der man nach Belieben teilnehmen kann und die auch mal gemeinsam frühstückt. Sie wird von vielen unterstützt und z.B. mit Essen oder Kaffee versorgt. Viele weitere individuelle und kreative Aktionen prägen das Bild vor der Baustelle und im Park, wie ein Netz aus bunter Wolle, Hungerstreiks, Musikeinlagen und die vielseitigen Plakate und Anekdoten am Bauzaun.
Die Polizei ist rund um die Uhr im Einsatz und sorgt dafür, dass es keine Ausschreitungen oder Gewalttaten gibt – von Seiten der Gegner und der Befürworter. Sie begleitet die Demonstrationszüge zum Schutz der Demonstranten und Zuschauer und garantiert so einen friedlichen Verlauf der meisten Aktionen. Außerdem befindet sich vor der Baustelle am Nordflügel des Bahnhofs immer ein Trupp Polzisten. Es ist der größte so lange andauernde Polizeieinsatz in der Geschichte Baden-Württembergs, doch der Polizeichef spricht von einem Protest, so bunt und kreativ, wie es ihn hierzulande noch nie gegeben hat.
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